Förderdiagnostik und Förderplan
Ausprägung und Grad der (körperlichen und motorischen) Beeinträchtigungen sowie deren Auswirkungen, die Ergebnisse der bisherigen Förderung, weitere Beeinträchtigungen und nicht zuletzt die Gegebenheiten des Umfeldes bestimmen den individuellen Förderbedarf der Schüler/innen. Dieser ist zu ermitteln mit Hilfe einer Förderdiagnostik, die sich vornehmlich auf folgende Entwicklungsbereiche bezieht:
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Motorik
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Wahrnehmung
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Sprache und Kommunikation.
Individuelle sonderpädagogische Förderpläne, die die motorischen, perzeptiven, kognitiven und kommunikativen Möglichkeiten des einzelnen Schülers /der einzelnen Schülerin berücksichtigen, werden in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten erstellt und überprüft. Damit entsteht für alle am Erziehungsprozess beteiligten eine Transparenz über die jeweiligen Entwicklungsstände, die konkreten Ziele und die dazu notwendigen Fördermaßnahmen. Die Förderpläne schaffen die Grundlage für Evaluationsprozesse und ermöglichen so eine Überprüfbarkeit der Effizienz der Fördermaßnahmen. Sie gewährleisten zudem die Kontinuität von Förderung, auch im Hinblick auf einen möglichen Wechsel von Lehrern/innen oder Therapeuten/innen und dienen zur Verdeutlichung der Entwicklung des Schülers/der Schülerin. Förderpläne verfügen über einen prozesshaften Charakter, sie werden in einem bestimmten Zeitrahmen überprüft und ggf. modifiziert. Ebenso wird die Evaluation der Maßnahmen in einem bestimmten Rhythmus durchgeführt.
Förderung von Motorik und Handlungskompetenz
Oberster Grundsatz der pädagogischen Arbeit ist deshalb die individuelle, entwicklungsorientierte Förderung und die angst-, leistungsdruckfreie und ermutigende Erziehung. Basis der Unterstufenarbeit bildet die Förderung von Motorik und Handlungskompetenz. Hier stellen die Ziele, Inhalte und Methoden der Psychomotorik für die Realisation von Unterricht eine wichtige Grundlage dar. Sie unterstreicht die Funktionseinheit von Wahrnehmen, Bewegen, Erleben und Handeln. Folgende Ziele werden angestrebt:
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Vermittlung von gezielten kinästhetischen, vestibulären und propriozeptiven Reizen
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Verbesserung der Allgemeinmotorik
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Verbesserung des Körperschemas und der Eigenwahrnehmung
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Anbahnung von motorischem Planen
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Verbesserung der Selbstständigkeit und Selbstorganisation
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Angstabbau und Steigerung des Selbstwertgefühls.
In diesem Rahmen kann über Körper-, Material- und Sozialerfahrung die mögliche Handlungskompetenz für die Schüler/innen aufgebaut werden.
Förderung von Sach- und Sozialkompetenz
Die Gewichtung verlagert sich mit zunehmendem Entwicklungsalter auf die Sach- und Sozialkompetenz, wobei die Übergänge fließend sind und die einzelnen Bereiche nie isoliert nebeneinander stehen. Über einen weiten Zeitraum bleiben Elemente des motorischen Handelns bedeutsam für den Ausbau kognitiver Fähigkeiten. Im Rahmen der Förderung der Sozialkompetenz und der Selbstständigkeit muss eine realistische Einschätzung der eigenen Behinderung bereits in der Unterstufe angebahnt werden. Die Schüler/innen sollen ihre Möglichkeiten und Grenzen kennen lernen und angemessene Hilfe einfordern.
Fächerübergreifender Unterricht
Um den verschiedenen Bedürfnissen und Entwicklungsstufen der Schüler/innen in einer Klasse gerecht werden zu können, ist handlungsorientierter, fächerübergreifender Unterricht ein wichtiges Unterrichtsprinzip. Dabei sind die vorhandenen Erfahrungen aufzugreifen, bewusst zu machen, zu verarbeiten, zu strukturieren und zu erweitern; andererseits ist es aber auch notwendig, neue Erfahrungen mit Lerngegenständen und sozialen Situationen zu ermöglichen. Der originalen Begegnung mit solchen neuen Herausforderungen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. So können die Schüler/innen auf ihrer Entwicklungsstufe abgeholt werden und erfahren immer wieder die für den Aufbau ihrer Handlungskompetenz notwendige Förderung im Rahmen ihrer sozialen Bezugsgruppe, der Jahrgangsklasse.
Differenzierung
Natürlich sind auch Differenzierungsangebote notwendig, um in Kleingruppen die Möglichkeiten der individuellen Förderung in bestimmten Fächern – den s.g. Kulturtechniken – zu nutzen. Hier können Unterrichtsformen wie Werkstattarbeit oder Wochenplan (s. Methodenkompetenz) die notwendige Differenzierung erleichtern. Sie berücksichtigen individuelle Lerntempi, ermöglichen Individualisierung und Differenzierung innerhalb eines größeren Sozialverbandes und fördern das selbstständige und selbstverantwortete Lernen des einzelnen Schülers.
Dabei sollen aber alle Differenzierungsangebote von Bezugspersonen aus der Klasse bzw. dem Großteam angeboten oder zumindest begleitet werden, da die soziale Bezugsgruppe der Jahrgangsklasse weitgehend erhalten bleiben soll und um auch eine ganzheitliche Förderung der Schüler/innen zu gewährleisten.
Zusammenarbeit von Therapie und Pädagogik
Aus diesem Grunde ist auch der therapieimmanente Unterricht besonders in der Unterstufe von elementarer Bedeutung. Die Förderung der Bewegungserfahrung muss bei unseren Schüler/innen therapeutisch gestützt und angeleitet werden (siehe Therapie). Da wir also gemeinsam und ganzheitlich am Kind arbeiten, können schulfremde Therapien ohne die Möglichkeiten der Koordination aller Beteiligten nur Ausnahmen sein (therapie-immanenter Unterricht). Nicht alle Therapien – wie Logopädie, Sprach- oder Verhaltenstherapie – werden in unserer Schule angeboten Hier sind schulfremde Therapeuten anzusprechen.